Naturschutzstation Schloss Heynitz

Das Schloss Heynitz beheimatet seit 2014 die NABU-Naturschutzstation. In der knapp tausend Jahre währenden Geschichte des Gemäuers sind diese vier Jahre eine sehr kurze Episode, dennoch konnte in dieser Zeit viel entstehen und auf den Weg gebracht werden.

Erste Aktivitäten - Umweltbildung

Am Anfang stand der Wille des NABU Meißen, eine Einrichtung für praktische Naturschutzarbeit und Umweltbildung im südlichen Landkreis zu etablieren. Aus der Motivation heraus, insbesondere den „Kleinen“ unserer Gesellschaft die Vielfalt, Schönheit und Möglichkeiten, die unsere Natur bietet, wieder näherzubringen, bildete sich ein Team von Pädagogen, Biologen, Imkern und Landwirten. Dieses bietet seitdem ein umfassendes Programm für Grundschulklassen und Hortgruppen an (mittlerweile sind dies jährlich schon über 350 Kinder). So besuchen die Schüler und Schülerinnen den benachbarten Demeter-Hof Mahlitzsch, pressen ihren eigenen Saft in der Streuobstkelterei Gohla, entdecken das Schlossumfeld als „Öko-Detektive“ oder „tümpeln“ durch das Mühltal von der Triebisch bis zum Schloss.

„Tümpeln“ sollte auf gar keinen Fall mit dem hin und wieder umgangssprachlichen benutzten Wort „dümpeln“ verwechselt werden. Im Gegensatz zu diesem, welches im Duden mit „sich leicht schlingern bewegend“ beschrieben wird und dem umgangssprachlich häufig ein Hauch von Ziellosigkeit und Faulheit innewohnt, steht beim „Tümpeln“ das Ziel und die Aktivität von Anfang an fest und im Vordergrund. Ziele sind Tümpel und andere Feuchtbiotope, in denen mit dem Kescher Amphieben sowie das ein oder andere Insekt zu Tage befördert und betrachtet werden können. Dabei ist es immer wieder schön zu beobachten, welche Faszination unsere heimische Tierwelt in den Schülern weckt. So freut es die einen, das erste Mal eine Kröte in der Hand zu halten, während andere begeistert die Flucht eines Grasfrosches verfolgen, dem der Trubel um sich und seinen Lebenszyklus dann doch etwas viel war. Große Augen werden meistens dann gemacht, wenn sich im Schlosshof unter dem Mikroskop noch einmal ganz neue Einblicke in die Insekten mit ihrer Formvielfalt eröffnen und dass dies, was gerade als Larve unter den vielen Linsen betrachtet wird, dieselbe Art ist, die nebenan auf dem Teich akrobatische Flugeinlagen auf der Jagd nach Beute darbietet.

Ein Quantensprung - praktische Naturschutzarbeit

Die praktische Naturschutzarbeit beschränkte sich bis 2017 auf einige wenige ehrenamtliche Arbeitseinsätze im Jahr und die Betreuung von Blühflächen – unter anderem auch im Schlosshof – im Rahmen der Regionalgruppenarbeit. Erst die seit Herbst 2017 in Anspruch genommene Förderung der Naturschutzstationen durch das Land Sachsen ermöglichte den Einstieg in eine umfassendere und professionellere Naturschutzarbeit. So wurde das Jahr 2017 genutzt, um sich auf die künftigen Aufgaben vorzubereiten und zahlreiche Investitionen durchzuführen, die von der Einrichtung eines Büros mit der nötigen Ausstattung, der Ausrüstung mit Arbeitsgeräten, wie beispielsweise einem Balkenmäher, bis hin zur Anschaffung eines Stationsfahrzeugs mit Anhänger reichen.

Im April 2018 konnte dieses Bemühen auch personell mit einer hauptamtlichen Stelle in der Naturschutzstation untersetzt werden. Diese bietet nun für Behörden, ehrenamtlich Engagierte und die Leute vor Ort eine Anlaufstelle für die verschiedensten Naturschutzthemen. Es war erstaunlich, wie schnell sich der Schreibtisch wie von selbst mit den zahlreichen Anfragen, Angeboten und Aufgaben füllte – was auch verdeutlichte, welche großen Lücken vorhanden waren und nun langsam geschlossen werden sollten.

Aktiv vor Ort - was nun möglich ist und wird

Durch die sehr gute Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Meißen konnten viele Projekte entwickelt werden und erste Umsetzungen erfolgen. Aber auch Abstimmungen mit dem Gymnasium in Nossen führten zu tollen Synergien und neuen Projektansätzen: So wird es beispielsweise aller Voraussicht nach ab dem Schuljahr 2019/20 ein durch die Naturschutzstation getragenes Ganztagsschulangebot geben. Auch bei der Zusammenarbeit mit den Gemeinden vor Ort konnten erste Maßnahmen angegangen werden, wie die Wiederanlage einer Blühfläche oder die angepasste Grünlandpflege zur Förderung von Insekten und wildkrautreichen Beständen auf gemeindeeigenen Flächen. Erfreulich groß war die Resonanz auf das Projekt „Urbanität und Vielfalt“ des Dresdner Umweltzentrums, das Bürger dazu einlud, Pate für bedrohte Wildkräuterarten zu werden. Als Kooperationspartner fungierte die Naturschutzstation hier als Ansprechpartner und Mittler für die Pflanzpaten. Die hier kurz angesprochenen Arbeitsfelder sollen keine abschließende Aufzählung sein, sondern nur einen Eindruck des Spektrums der Stationsarbeit darstellen.

 

Durch die vielfältigen hauptamtlichen Tätigkeitsfelder kam es in keinem Falle zu einer Reduzierung des ehrenamtlichen Engagements. Die Umweltbildungsarbeit mit Schulklassen und Hortgruppen und die dazugehörige häufig sehr zeitintensive Abstimmungs- und Koordinierungsarbeit ist weiterhin ehrenamtlich organisiert. Außerdem hat sich sogar eine neue Ortsgruppe mit Bewohnern aus Heynitz und den umliegenden Dörfern gebildet und sich im Juni zum ersten Mal getroffen. Nachdem viele Ideen für zukünftige Naturschutzprojekte und Arbeitseinsätze gesammelt wurden, konnte man im August tatkräftig bei der Freistellung einer Trockenmauer mit anfassen, Erfahrungen sammeln und ganz nebenbei „Dorfleben“ fühlen. Ein großes Ziel wird es für uns auch weiterhin sein, diese so wichtigen Gemeinschaften im ländlichen Raum zu unterstützen.